Weltwirtschaftskrise in Ägypten

Krisen und globale Peripherie

Der Beitrag zu einer Ringvorlesung an der Universität Wien im Wintersemester 1996 behandelt die Wirtschaftskrise 1929-33 in Ägypten.

Die Auseinandersetzung mit dem Ablauf grosser Krisen in Ökonomien der Peripherie zeigt nicht nur, dass sie sehr unterschiedliche Auswirkungen - verglichen mit dem Zentrum - hatten, sondern auch, dass die (kolonialen) Zentren von ihrer jeweiligen Peripherie profitierten. Den Vorteil aus der Ausbeutung der kolonisierten Gesellschaften hatten sowohl die Regierungen, Unternehmen wie die Bevölkerung der Metropolen, als auch die Wirtschaftsunternehmen in den Kolonien, die aus den Erträgen der Kolonialverwaltung Unterstützung erfuhren.

Ägypten befand sich zu Beginn der Weltwirtschaftskrise in einer besonderen Lage, denn 1930 liefen jene Verträge aus, die seine Aussenwirtschaft einer fremden Kontrolle unterworfen hatten und die Regierung konnte daher Massnahmen im nationalen Interesse setzen, wie Schutzzölle. Während Unternehmer und Grossgrundbesitzer von der Krise profitierten, erlebte die breite Bevölkerung vor allem auf dem Land die Folgen drastisch als Verringerung der Einkommen und Erhöhung der Steuern, der Pachtzinsen und der Zinsen auf Kredite. Kleinbauern mussten ihren Boden verkaufen und Lohnarbeit suchen. Pächter verdienten weniger als die notwendigen Lebenshaltungskosten. Ägypten exportierte plötzlich Gold, das aus dem Verkauf von Münzen oder Schmuck stammte, die die kleinen Leute als Sicherheit gekauft hatten, und die sie nun verkauften, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.

TEXT Weltwirtschaftskrise

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