Angola

Angola’s Contrasts: Forced Evictions and Billionaires

1484 erreichte Diogo Cão die Küste des heutigen Angola. Portugal und das Königreich Kongo wiesen damals eine gross Ähnlichkeit auf. So waren die Beziehungen am Anfang durchaus ausgeglichen, doch die Machtverhältnisse verschoben sich bald zugunsten der Europäer.

Die Berliner Konferenz 1884/85 reduzierte die umfassenden Ansprüche Portugals in Zentralafrika auf die beiden Territorien Angola und Moçambique. In Angola hielt es damals nicht mehr als einige küstennahe Stützpunkte. Die Portugiesen gingen damals kaum freiwillig, sondern als Verbannte oder deportierte Sträflinge dahin, denn nirgendwo in den überseeischen Besitzungen Portugals konnte man eine schlechtere Situation finden als in Angola.

Einerseits waren die Beziehungen der Portugiesen zu den Kolonisierten bis zum Ende der Kolonialherrschaft 1974 durch Gewalt und Ausbeutung gekennzeichnet, andererseits kreierten sie die Ideologie des „Lusotropikalismus“, die behauptete, Portugals Präsenz in Afrika (und in Südamerika) hätte sich durch das Fehlen von Rassismus und ein grosszügiges Angebot hin auf Integration und Assimilation ausgezeichnet.

Ironie der Geschichte: Portugal wurde in der Neuzeit selbst zu einer europäischen „Kolonie“ der Briten. Es musste einerseits akzeptieren, dass die europäischen Mächte in seine Kolonien eingriffen, anderseits holte sich die Metropole aus den Kolonien, was ihr aufgrund der Unterentwicklung in Europa weggenommen wurde. Ihre Kolonien hatten so eine dreifache Last zu tragen: Ausbeutung durch die Metropole, Ausbeutung durch andere Kolonialmächte und Ersatzleistung für das, was Portugal selbst durch seine Abhängigkeit an die europäischen Mächte, in erster Linie an England, verlor.

Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Metropole begann die faschistische Regierung in den 1930er Jahren ihre Arbeitslosen nach Angola abzuschieben. 1973 waren schliesslich rund 340.000 von insgesamt 6 Millionen Einwohnern des Territoriums Portugiesen.

Die Aufrechterhaltung kolonialer Herrschaft in einer Zeit, als die meisten afrikanischen Länder unabhängig wurden, gab Anstoss für die Entstehung antikolonialer Bewegungen. Unter den zahlreichen Gruppen, die sich bis in die 1970er Jahre immer wieder neu formierten, wurden drei tatsächlich bedeutend - MPLA (Movimento Popular de Libertaçao de Angola, Angolanische Befreiungsbewegung), FNLA (Frente Nacional de Libertaçao de Angola, Nationale Befreiungsfront) und  UNITA (Uniao Nacional para a Independencia Total de Angola, Nationale Union für eine völlige Unabhängigkeit Angolas).

Der Befreiungskampf in den Kolonien hatte den Zusammenbruch der faschistischen Diktatur in Portugal zur Folge und brachte den Überseegebieten die Unabhängigkeit unter chaotischen Bedingungen. In Angola kam es zu einem Bürgerkrieg der drei Befreiungsbewegungen, der durch die Einmischung von Nachbarstaaten und globalen Mächten weiter aufgeheizt wurde. Obgleich sich der MPLA in weiten Teilen des Landes bald durchsetzen konnte, dauerte es bis 2002 bis endgültig Friede herrschte.

Fast 40 Jahre Krieg hatte die ehemals dominierende Agrarproduktion vernichtet. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel konnte nicht mehr aus Eigenem gesichert werden. Hunderttausende hatten ihr Leben verloren und Millionen waren Vertriebene. Die Regierung des MPLA hatte die Einkommen aus der Erdölproduktion für Waffenkäufe ausgegeben und die Gegenseite ihre Kriegskosten mit Diamanten finanziert.

Bereits 1991 hatte mit der Zulassung von Parteien eine Öffnung des Regimes eingesetzt, doch erst 2008 fanden die ersten Wahlen unter friedlichen Bedingungen statt. Angolas Ölproduktion war von unter 200.000 barrel in 1980 auf nahezu 2 Mio. barrel in 2008 gestiegen; das Land stand an dritter Stelle unter Afrikas Diamantenproduzenten.

Die Regierung begann einen kapitalintensiven Wiederaufbau, der vor allem die Infrastruktur betraf. Korruption und Misswirtschaft liessen jedoch die Einkünfte aus dem Rohstoffverkauf schwinden und mit dem Verfall der Ölpreise 2008 bzw. 2014 kam Angola wieder in grosse Schwierigkeiten.

2017 löste Joao Lourenco Präsident dos Santos ab, der 38 Jahre lang das Land regiert hatte. Er versprach Erneuerung und Politik „für alle Angolaner“: Beschäftigung, Armutsbekämpfung und Förderung der Wirtschaft. Vom Kampf gegen Korruption  sprach er nicht, doch er entliess immerhin Isabel dos Santos, Tochter des ex-Präsidenten, aus ihrer Position als Direktorin der staatlichen Ölgesellschaft. Mit einem Vermögen von 3,3 Mrd. US-$ gilt sie als reichste Frau Afrikas.

INFO Angola

BIB allgemein

Amnesty International verwies 2019 auf „Angolas Gegensätze“:

„There is a severe wealth dichotomy in Angola, where most citizens subsist on $2 dollars a day with limited access to safe housing, running water, electrical services, and adequate healthcare. Conversely, a small percentage of the population is benefitting from the oil and diamond resource boom, accumulating vast personal fortunes. Accompanying this is a demand for luxury housing and high rise office buildings. The government has long engaged in a campaign of violent forcible evictions to make way for these new buildings, destroying the homes of the most vulnerable citizens in the process.“ (https://www.amnestyusa.org/angolas-contrasts-forced-evictions-and-billionaires/, 24.07.2019)